Sonntag, 11. Januar 2009

Die Studien von Sir Vladimir

Tagesanbruch bei Sir Vladimir
Sir Vladimir oeffnet die Tuer seines Strandappartements und tritt vorsichtig - nach einem Blick nach allen Himmelsrichtungen - hinaus auf die Strandpromenade.
"Was dieser Tag wohl mit sich bringen mag?", dachte sich "Flaedi" (sein Rufname unter seinen Kollegen) und seufzte tief durch... "Uch! Was war das?" Von weitem naehern sich Schritte, die sich wie Donnergrollen anhoeren, begleitet von einem Erdbeben der Starke 6.5 auf der Richterskala (nach Dr. Prof. Krebsius Sandmeier).


Schnell huscht Sir Vladimir zurueck zu seinem Hauseingang, fahrt seine Antennen ein (an denen sich seine Sensoren und Augen befinden) und krebst heim - in Sicherheit - in seine gute, alte Stube. "Uff, Glueck gehabt!", denkt er sich.
Bestimmt sind dies seine neuen Nachbarn von der Beach-Villa Nr. 12, welche sich auf den Weg zum Fruehstuecksbuffet machen. Vor rund einer Woche sind sie hier eingezogen und froehnen sich wie viele ihrer Artgenossen des Insellebens und all seinen Annehmlichkeiten.

"Komische Typen"...
Flaedi, einer der zahlreichen Strandkrebse, die auf Ihuru leben, haelt einen kurzen Augenblick inne und siniert ueber das Leben der eigenartigen Wesen, welche sich Menschen nennen. Er hat das Verhalten dieser Riesen auf der Insel ueber Wochen und Monaten genaustens studiert und konnte darueber bisher folgendes festhalten: Menschen schlafen, essen, schnorcheln, lesen, liegen und traeumen oder lassen sich durchkneten sprich massieren ... Dazwischen laufen sie ab und zu ein paar Schritte, um sich von der einen zur anderen Aktivitaet zu "verschieben". Von der einen "Aktivitaet" kriegt Krebs Vladimir besonders viel mit, wenn er naemlich wie gerade jetzt, sein Appartment auf Vordermann bringen muss. Jetzt ist naemlich Putztag; Flaedi muss seine Wohnung kehren. Eifrig schaufelt er ueberfluessigen Sand aus seinem Gemach. Sand der sich in seinem Heim angesammelt hat und der raus muss. Mit seinen Zangen bringt er "Fuder um Fuder" aus dem Haus und wird dabei argwoehnisch, so wie ihm scheint jedoch auch bewundernd, von einem Menschen, der sich auf einem Liegestuhl an der Sonne grillen laesst, beobachtet. "Bloeder Typ!", denkt sich Sir V., "der soll mir besser helfen oder das naechste Mal besser aufpassen, wenn er auf seiner Joggingrunde ist und jeweils einen Stein- bzw. Sandschlag ausloest und mir mit seinem Getrampel die ganze Wohnung mit Geroell fuellt."

Haengematte-Nummer
Nachdem Sir Vladimir seine Wohnung gekehrt hat macht er sich auf Beobachtungstour auf, um seine Studien ueber die menschlichen Wesen zu verfeinern. Doch beim Anblick der naechsten Szenerie, die sich vor seinen Krebsaugen abspielt, bleibt ihm gleich die Spucke weg... Da liegen zwei dieser komischen Typen eng in einander verschlungen auf einer Haengematte und halten sich fest, als wenn ein stuermischer Sturm im Anflug waere. "Das gibt es doch nicht...", denkt sich Flaedi. "Jetzt haben seine Nachbarn eine solch grosse Villa, ca. 4 Liegestuehle, eine Sitzgarnitur rund um einen Tisch, ein Bett und andere Dinge zum sich verweilen und sie teilen sich nun diese eine Haengematte. Ich verstehe diese Menschen einfach nicht... Dazu ist es doch ca. 30 Grad heiss und die Menschen muessen sich bei Leibe nicht noch gegenseitig warm geben... ? Aber was soll's, Hauptsache, sie lassen mich in Ruhe", denkt er sich und spaziert weiter der Beach entlang.

Vom Jagen und Essen...
Weiter vorne, im Menschen-Restaurant, schlagen sich die Menschen die Baeuche voll. Sie geniessen scheinbar diesen Akt der Nahrungsaufnahme. "Na gut, das kann ich nach voll ziehen. Essen tu ich auch gerne und dies ist schliesslich notwendig zum Ueberleben. Es scheint jedoch so, dass die Maennchen unter den Menschen nicht wie wir Krebse auf die Jagd gehen, um ein gutes Mal auf den Tisch zu zaubern. Oder habe ich da was verpasst...?" Und schon sieht Flaedi ein Mensch mit Schnorchel 'bewaffnet' auf das Meer zugehen. Zudem hat er sich als Fisch getarnt, indem er sich eine Maske anzieht und Flossen an die Fuesse ueberstuelpt. "Vermutlich macht er sich nun auf die Jagd nach einer Beute, einem Fisch", stellt sich Sir Vladimir vor. Doch er stellt fest, der Mensch jagd nach etwas anderem, er stuerzt sich in die wogenden Fluten und geht Schnorcheln und geht somit auch einer Art "Jagd" nach. Der Jagd nach Abenteuern, neuen Welten und nach "fishing for compliments", was ein Blick von seiner huebschen Begleiterin, welche ihm bewundernd vom Strand aus zuwinkt und anlaechelt, bestaetigt ....

Das Fazit von Sir Vladimirs Studie...
... lautet: ich begreif die Menschen einfach (noch) nicht. Ich muss mein Studium ueber dieses seltsame, jedoch aeusserst interessante, Wesen weiterfuehren. Meiner Einschaetzung nach geniessen die Menschen jedoch ihr Inseldasein sehr, sind gluecklich und zufrieden und fuehlen sich hier "krebswohl"!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen