Montag, 23. November 2009

Ein Seepferdchen unter Haien

Wir werden durch die ehemaligen Kaiserstadt am Parfuemfluss chauffiert. Fang und Hei sind unsere "Fremdenfuehrer" und amten gleichzeitig als unsere Driver. Sie pedalen uns auf ihren Cyclos, wie hier die klapprigen aluminiumleichten veloaehnlichen Vehikel genannt werden, durch Hue. Sie wissen, was die Touristen sich anschauen wollen. Sie kennen die Route. Aber das ist dann schon alles. Sie sprechen lediglich ein paar Worte englisch: Citadelle und Pagode. Das sind die zwei wichtigsten Sehenwuerdigkeiten und alle Touristen wollen dahin gebracht werden. Wir setzen uns je auf ein Cyclo und ab gehts... - ohne zu wissen, wohin. Wir haben kein besonderes Ziel sondern atmen die alte Stadt und lassen uns von Fang und Hei durch den Verkehr navigieren, der uns aus allen vier Himmelsrichtungen einkesselt, uns umrundet, uns ausbremst, uns schneidet, uns ununterbrocheun das Gefuehl vermittelt, dass wir kein Gegner sind und immer der Schwaechere sein werden. Ein Seepferdchen unter Haien. So lautet das Verkehrsgesetz in Vietnam: der Staerkere hat Vortritt. Und es funktioniert. Der Verkehr ist im Fluss, man nimmt auf einander Ruecksicht - ohne Signale, Zeichen, Worte. Ruhig schlaengelt man aneinander vorbei - ohne Kraftausdruecke kommt man aneinander vorbei. Alles ist im Fluss. Wir sind fasziniert und lehnen uns beruhigt und entspannt zurueck und kommen ohne grosse Worte ins Gespraech mit unseren Stadtfuehrer. Sie halten und mit einem Wort wird klar: Wir sind an der Zitadelle angelangt, der kaiserlichen Befestigungsanlage mit der verbotenen Stadt. Aussteigen, besichtigen, wir warten hier auf euch.
Etwas verwirrt gehen wir. Wir haben bisher noch keinen Preis verhandelt und auch nichts bezahlt. Das Business hier beruht wohl auf Vertrauen. Selbstvertrauen: Sie werden uns wieder entdecken, wenn wir raus kommen. Und so war es dann auch. Kaum sind wir nach ca. einer Stunde wieder aus der verbotenen Stadt aufgetaucht kommen uns laechelnd unsere Privat Chauffeure entgegen. Weiter geht die Fahrt. Hinaus aus dem Stadtzentrum, dem Parfuemfluss entlang radeln sie mit uns. Immer weiter. Keine Ahnung wo wir sind. Und ploetzlich, es faengt schon an zu daemmern, kommt das zweite Wort unserer Fahrer: Pagode. Der beruehmte und wirklich sehr faszinierende siebenstoeckige Turm (21m) des Tempels taucht vor uns auf. Er traegt den Namen "Turm der Freude und Anmut" und ist das Wahrzeichen von Hue. Zurecht. Wir geniessen den Sonnenuntergang an diesem spirituellen Ort.
Nach rund 3 Stunden geht es zurueck Richtung Busstation in der City. Karin will die Rollen tauschen. Sie fordert den 55jaehrigen Hei auf, sich in den Sessel nach vorne zu setzen und schwingt sich selber auf den Sattel des Dreirads. Uiii... gar nicht so einfach. Schwingen ist wohl ein zu eleganter Ausdruck. Etwas "gwaggelig" steuert Karin das Gefaehrt am rechten Strassenrand entlang. Der Gast vorne lacht, kann jedoch die Fahrt nicht so richtig geniessen und traut seiner Fahrerin und deren Fahrtkuensten nicht blindlings. Er blinzelt stets nach hinten und sagt "ok, ok" - jedoch mehr fragend als bestaetigend. Und es geht leicht abwaerts. Wir werden schneller und schneller. Wo ist bloss die Bremse dieses Mobils? Ich frage meinen Fahrtkollegen. Hinten... wo jedoch hinten. Ein Greifen in die Leere. Kurz und gut: die Rollen werden wieder getauscht und Hei uebernimmt wieder das Ruder respektive den Lenker. Gekonnt und elegant schlaegeln wir uns im Abendverkehr ohne Licht zurueck an den Ausgangsort. Es wird nun verhandelt. Kurz und respektvoll. Sie sagen einen Preis. Wir bieten die Haelfte und bezahlen. Alle laecheln und sind zufrieden. Das war wahrhaft ein lohnender Ausflug!

(Fotos folgen zuwenig Speicher- und Netzkapazitaet)

2 Kommentare:

  1. Liebe (B)Engels. Mit Freude haben wir an Euren Abenteuern teilgenommen.
    Bald ist der Zauber vorbei, wir heissen Euch herzlich willkommen im kalten Schweizerland und wünschen schöne Festtage. Liebe Grüsse Kathrin und Joe.

    AntwortenLöschen
  2. Hallo ihr Engel. Es ist schön zu sehen wie ihr eure Reise geniessen könnt. Vielen Dank für die schönen Berichte, könnte gleich eintauchen

    Gruess GP

    AntwortenLöschen