Mittwoch, 11. November 2009

Just Happy


Es rattert und knattert. Wir sitzen respektive liegen im Victoria Express, dem Nachtzug Richtung Norden. Wir verlassen die Haupstadt am Roten Fluss und fahren nach Sapa. Das kleine Staedtchen liegt im noerdlichen Bergland. Das St. Moritz in Vietnam, wie es scheint. Umgeben von hohen Bergen liegt das schmucke, etwas touristische Dorf an einem Bergsee mit Promenade.

Das Herz der Stadt schlaegt am Markt. Hierhin kommen taeglich die Angehoerigen der ethnischen Minderheiten, welche in der Umgebung wohnen: Schwarze Hmong und Rote Dao. Jeder Besucher wird mit ihnen in Kontakt kommen verspricht uns ein Reisefuehrer. So auch wir. Besonders die Hmong-Frauen sind ueberaus eifrige Haendlerinnen, kontaktfreudige Erzaehlerinnen. Immer wieder sieht man Touristen, die von einer ganzen Traube Haendlerinnen umgeben sind - und immer wieder schallt Gelaechter aus der Grupper herueber: ein optimistisches, herzhaftes Lachen, das ansteckt und die kulturellen Grenzen ueberwindet.

Haribo macht Kinder froh...
... in der Schweiz und anderswo. Das als Geschenk erhaltene und mitgenommene versuessende Reiseuntensil, 500 gr. Haribo, nehmen wir auf unser Trekking durch die hueglige Landschaftsarchitekur der Reisterassen mit. Wir machen eine Wanderung mit Huong, unserem sympathischen Bergler-Guide. Huong hat uns gesagt, dass die Hmong-Kinder fast nie zu Suessigkeiten kommen und wir ihnen damit eine grosse Freude bereiten koennten. Auf dem Weg besuchen wir eine Schule. Es ist soeben Mittagspause und die Kinder essen Reis, das ihnen durch Unicef wie auch das Schulmaterial gespendet wird. Zum Dessert "trommelt" Huong mit einem Schuetteln der Haribo-Box die Kinder zusammen. Es ist wirklich eindruecklich. Die Kinderaugen strahlen die suessen, farbenfrohen Teddys an. Die Verteilung erfolgt sehr ruhig und geordnet. Kein Vordraengen. Kein Geschrei. Ruhig und fast einwenig andaechtig nehmen die Maedchen und Knaben ihre zwei, drei Baeren entgegen. Eines lassen sie genussvoll auf der Zunge vergehen. Die anderen bringen sie in ihren Haenden nachhause. Als Bettmuempeli? Fuer die kleine Schwester? Oder als geheimer, suesser "Notproviant" in die Schatztruhe?
Unsere Frage, ob denn die Kinder auch ihre Zaehne putzen und wir mit diesen suessen Gummidingern nicht Schaden anrichten meint Huong: Die Kinder sind happy. Das ist doch das Wichtigste.

Happy Water
Auf unserem Ausflug vorbei am hoechsten Berg von Vietnam, dem Fan Si Pan (3124m), besuchen wir Doerfer, die etwas weniger touristisch sind als die Nahe Umgebung von Sapa. Wir ziehen zufaelligerweise durch ein Dorf, in welchem Hochzeit gefeiert wird. Ein 17jaehriges Hmong Maedchen heiratet den im selben Dorf lebenden Juengling Hei. Die Wahl hat der Vater der Braut getroffen. Wir werden als Gaeste herbeigerufen. Wir sind Ehrengaeste aus der Fremde, welche dem Brautpaar Glueck bringen. Die Hochzeitsgesellschaft sitzt zu Tisch im Freien. Es gibt Maennertische. Frauentische. Im Haus sitzen die Dorfaeltesten auf Kissen am Boden. Als Respekt vor dem Alter duerfen sie die Schattenplaetze im Innenreich haben. In jeder Hand eine Reisschale. In der anderen Hand eine kleines Gefaess mit einer durchsichtigen Fluessigkeit. "You Happywater!" Und schon strecken uns meherer Haende ein Glaeschen entgegen. Wir tun es unseren Gastgebern gleich und trinken die gebrannte Fluessigkeit in einem Schluck leer. Reiswein. Er soll lustig machen. Kaefer toeten. Gut tun. Kurz: Gemeinsames Reiswein-Trinken gehoert zur Tradition. Und macht happy!

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